Zwischen Stille aushalten und klarer Kommunikation

Die größte Herausforderung ist eine gute Kommunikation

Was genau ist Deine Aufgabe, San?

Als Agile Coach unterstütze ich u.a. das Center of Expertise (CoE) „Communication and Brand Experience“. Meine aktuelle Aufgabe als Agile Coach hat sich grundsätzlich nicht groß verändert: Ich bin nach wie vor für „meine“ Einheiten da um dort zu unterstützen, wo ich gebraucht werde. Ich bin sehr stolz auf meine Coachees, denn aus der agilen Brille betrachtet, haben sich die meisten Kollegen sehr schnell an diese ungewohnte Situation angepasst.

Findest Du wir arbeiten jetzt digitaler?

Ja. Viele agile Methoden sind analog, d.h. wir arbeiten mit bunten Klebezetteln an Whiteboards und Bürowänden. Inzwischen finden die meisten Meetings nicht mehr persönlich sondern über Telkos mit digitaler bzw. visueller Unterstützung statt. Workshops sind digitalisiert und mit virtuellen Räumen für Gruppenarbeiten ausgestattet und ab und zu gewürzt mit einem wertvollen kollegialen Austausch. Die Arbeit in den Teams wurde durch Daily und Weekly-Boards digital sichtbar gemacht, was bei den Telkos eine große Unterstützung ist.

Unsere digitale Lernkurve steigt also kontinuierlich?

Ja, unbedingt. Ein Fakt, der uns alle betrifft: Unsere Bereitschaft digitale, Anwendungen zu nutzen und die damit verbundene Experimentierfreude ist in den letzten sechs Wochen in ganz Deutschland enorm nach oben gegangen. Auch wir Agil Coaches bei der ING haben einiges ausprobiert, unsere Methoden verbessert oder nach konstruktivem Feedback wieder verworfen. Zusätzlich zu den Anwendungen, die wir im Einsatz haben, habe ich mich mit über zehn neuen Apps auseinander gesetzt.

Was ist die Basis für effiziente Meetings?

Es hat sich in den letzten Wochen gezeigt, wie wichtig eine gute Meeting-Struktur und die dazugehörigen Spielregeln für effiziente Termine mit vielen Teilnehmern sind. Diese Meeting-Struktur, die anfänglich hauptsächlich in einigen agilen Routinen gelebt wurde, haben wir inzwischen auf fast alle Telkos ausgedehnt mit dem Ergebnis, dass Termine schneller und effizienter werden. Spielregeln, wie zum Beispiel unsere „Telko-Netiquette“ geben Guidance und somit kann sich jeder besser auf die relevanten Themen konzentrieren.  Die Meeting-Struktur wird mit den Teams zusammen entwickelt und kann eine Sprechreihenfolge der Teilnehmer, Themenreihenfolge oder fester Meeting-Ablauf bedeuten. Hierbei gilt: Alles kann, nichts muss. Die Hauptsache ist, dass die Teams gut arbeiten können.

Was ist die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung ist eine gute Kommunikation in Zeiten wie diesen. Mir ist es wichtig, dass ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen wie gewohnt in engem Kontakt bleibe. Wir sind soziale Wesen und sind es gewohnt miteinander zu sprechen. Es ist nicht nur die Stimme, die Informationen trägt, sondern auch die Körpersprache, die Gesten und Mimik. Gerade das Fehlen von Gestik und Mimik kann bei Telefonaten schnell mal zu Missverständnissen führen. Daher ist es wichtig, gerade in Telkos ohne Videoübertragung, eine bewusste klare Kommunikation zu haben, Raum für Frage zu lassen und auch mal die Stille aushalten zu können. 

Wie erlebst Du das Miteinander?

Was mich als Coach ebenfalls sehr zufrieden stimmt, ist dass die Teams weiterhin einen sehr netten Umgang untereinander haben und sie geduldig miteinander sind. Das soll nicht heißen, dass jetzt alles harmonisch abläuft: Es gibt aktuell zusätzliche Herausforderungen, denen wir uns alle täglich stellen müssen – sei es die Technik, die an einem Tag streikt oder eine missverständliche Botschaft eines Kollegen. Wichtig ist – und das betone ich immer wieder – dass wir alle versuchen sollen Geduld und vor allem einer positiven Einstellung an die Sache ranzugehen.

Hast Du im Home Office schon mal das Handtuch geworfen?

Es ist lustig, aber gegensätzlich zu meiner ursprünglichen Annahme, mache ich oftmals viel mehr möglich, als ich  Sachen einstampfen muss. Sogar bei Meetings, deren Durchführung per Telko sich schwieriger gestaltet, versuche ich zu optimieren, statt sie ausfallenzulassen. Sogar ein Lunchdate, ein Nachmittagskaffee-Meeting oder gar Barcamps (Ein Barcamp ist ein Austauschformat für unsere Agile Coaches und ist ein Tag im Monat, der gefüllt mit Seminaren, Vorträgen und Workshops von Agile Coaches und Gästen ist) sind als Videokonferenz gut durchführbar und manchmal sehr unterhaltsam. Ich beobachte diese „Can-do-Einstellung“ bei fast allen meiner Kolleginnen und Kollegen – das finde ich super und motivierend. 

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